Zu wenig oder zu viel Eisen per Infusion?

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    Imanime
    Teilnehmer

    Sehr geehrter Herr Dr. Schaub,

    zunächst die Vorgeschichte:

    wegen neu aufgetretenem Herzrasen bei geringster Belastung (normale Haushaltstätigkeit, auch einfaches Aufstehen aus dem Sitzen reicht schon) ging ich Anfang Januar zu meiner Hausärztin. Diese vermutete erstmal eine Ursache am Herz und überwies mich zum Kardiologen – viele Tests, Herz ist perfekt in Ordnung, aber die überschießende Reaktion bei Belastung hat er natürlich auch festgestellt. Beide Ärzte machten ein Blutbild mit dem Ergebnis:

    Hb 9,9

    Ferritin 5

    Ursächlich ist vermutlich eine Kombination von mangelnder Eisenzufuhr mit der Nahrung und der Tatsache, dass ich bei meinem letzten Kaiserschnitt vor 4 Jahren relativ viel Blut verlor, woraufhin Hb bei 8,5 war und sich nach 8 Wochen auf 10,8 erholte – danach wurde er nie wieder gemessen, ich hatte auch keine Symptome, die ich auf den Mangel zurückführte. Erst jetzt im Nachhinein sehe ich viele Beschwerden (trockene Haut, blasse Schleimhäute, schnelle Ermüdbarkeit, geringe Belastbarkeit/Kurzatmigkeit – Sport empfand ich wohl daher immer als Zumutung – und psychische Symptome wie Schlafstörungen, Reizbarkeit, depressive Phasen und in letzter Zeit auch Panikattacken) im Zusammenhang mit der Anämie. Eisentabletten habe ich nie vertragen, verschiedenes probiert. Aber erst die Herzsymptome brachten mich nun wieder zur Blutuntersuchung. Allerdings hatte meine Hausärztin schon einen Hb-Wert von 2016 von mir, der auch nur 10 betrug (sie hatte mich damals aber nicht darauf angesprochen, wohl weil ich keine Beschwerden äußerte, es ging damals um etwas ganz anderes), was uns eben vermuten lässt, dass der Mangel schon seit Kaiserschnitt vor 4 Jahren besteht bzw. die Speicher sich nach und nach geleert haben mangels ausreichender Zufuhr. Das zur Vorgeschichte.

    Aktuell habe ich am 14.1. eine Infusion mit Ferinject (500mg Eisen in 100ml NaCl) erhalten und bis auf Herzrasen und Übelkeit ganz gut vertragen. Genau eine Woche später wurde wieder das Blut untersucht mit dem Ergebnis:

    Hb 10,7

    Ferritin 331

    MCH 23

    MCHC 28,6

    MCV 80,4

    Retikulozyten 2,1

    Hb in Reti. 37

    Nun zu meiner Frage:

    Meine Hausärztin hat leider keine Erfahrung mit Eiseninfusionen und war sich nicht sicher, ob nun noch eine zweite Infusion nötig ist, oder ob der Hb-Wert auch so ausreichend ansteigen wird (dafür braucht er ja mehr Zeit, oder?). Der Ferritinwert ist ja ohnehin noch nicht aussagekräftig, das ist mir bewusst.

    Frage 1: Ich bin nun auch sehr unsicher, ob eine zweite Infusion mit 500mg nächsten Mittwoch ohne weitere Blutuntersuchung nötig ist und habe v.a. Angst, dass eine Überladung ensteht und es mir dann noch schlechter geht als jetzt schon. Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, dass es dann doch zu viel Eisen wird? Ich bin 40 Jahre alt,  1,74m und wiege nur 53kg (nicht akut abgenommen, schon immer zu dünn).

    Wäre es besser, bis ca. Ende Februar abzuwarten und erst dann nochmal im Blut zu schauen, ob mehr Eisen benötigt wird?

    Frage 2: Mein Befinden hat sich leider bisher nicht gebessert, im Gegenteil, ich vermute, ich bin von der Erstverschlimmerung betroffen. Mein Blutdruck ist sehr niedrig, das Herz rast bei geringer Belastung und ist auch in Ruhe oft zu schnell (bis 90 Schläge/min). Außerdem habe ich oft das Gefühl, „umzufallen“/das Bewusstsein zu verlieren (ohne Schwindel o.ä.), sogar im Sitzen oder Liegen bekomme ich Panikanfälle (körperlich vermittelt, einfach ein scheußliches Gefühl im Kopf).

    Kann es sein, dass mein Körper mit der Blutbildung gerade völlig ausgelastet und gestresst ist? Wie lange kann diese Verschlimmerung anhalten, und wird das noch schlimmer werden, wenn ich noch eine Infusion bekomme?

     

    Ich wäre wirklich sehr, sehr dankbar für eine Einschätzung Ihrerseits, da ich mir viele Gedanken und Sorgen mache, eben da meine Ärztin sich nicht so wirklich auskennt, und so, wie ich mich jetzt fühle, überhaupt nicht mehr zurecht komme.

    Freundliche Grüße

    Imanime

    #464 Antworten
    Esi30

    Hallo,

    Ich kann dir da deine Fragen nicht beantworten, jedoch wollte ich dir sagen dass es so wie bei mir auch, manchmal sein kann, dass eine Besserung erst 3 Wochen später eintritt, da das Blut sich ja erst neu bilden muss.

    Die „Herzprobleme“ habe ich übrigens auch als Symptomatik. Leider habe ich derzeit auch eine Ärztin die generell eine Anämie eher belächelt. Deshalb ist es toll dass dein Arzt dich gründlich untersucht und reagiert.

    Fühlst du dich auch manchmal als hättest du viel Alkohol getrunken?

    #466 Antworten
    SIHO-AdminSIHO-Admin
    Verwalter

    Liebe Imanime

    Ihre erste Frage: Bei einer solch ausgeprägten Eisenmangelanämie reichen 500 mg Eisen in der Regel nicht aus für eine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Wenn man den Ferritinwert schon eine Woche nach der Infusion misst, ist die Eisenkonzentration im Blut noch sehr hoch wegen der Flutungsphase (deshalb der hohe Ferritinwert). Er sagt noch nichts aus über die Eisenkonzentration in den Körperzellen. Die Gefahr der Eisenüberladung besteht nicht, wenn man korrekt dosiert. Damit Ihre notwendige Eisendosis exakt berechnet werden kann, müsste der Blutwert der Löslichen Transferrinrezeptoren bekannt sein. Könnten Sie diesen Wert noch nachbestimmen lassen? Dann können Sie die Dosis mit der Formel 1152 berechnen. Wegen Ihres grossen Leidensdrucks würde ich nicht bis Ende Februar abwarten.

    Ihre zweite Frage: Ganz selten sehen wir nach der ersten Dosis eine Art Erstverschlimmerung, die einige Tage anhalten kann – insbesondere dann, wenn der Eisenmangel so ausgeprägt ist wie bei Ihnen. Sobald man aber genügend Eisen erhalten hat, werden die meisten gesund.

    #467 Antworten
    Imanime
    Teilnehmer

    Sehr geehrter Herr Dr. Schaub,

    vielen Dank für Ihre schnelle Antwort!

    zu 1: Ich glaube nicht, dass eine Nachbestimmung von LTR noch möglich ist, 3 Wochen nach Entnahme? Wird Blut so lange aufbewahrt?

    Dennoch hilft mir Ihre Antwort bzw. die Formel, denn schon, wenn ich nur den ersten Teil der Formel ausrechne (1152-11xF = 1152-55), komme ich auf 1097mg, was ja zusammen mit dem zweiten Teil für jegliche Werte von LTR nicht mehr weniger werden würde. Das heißt, wenn ich jetzt am Mittwoch nochmal 500mg bekomme, wird es auf keinen Fall zu viel sein (höchstens zu wenig, aber das können wir ja dann auch in einiger Zeit im Blut feststellen). Oder mache ich einen Denkfehler?

     

    zu 2: Das klingt beruhigend… aber was heißt, die meisten werden gesund? Kann es selten auch bei der Verschlimmerung bleiben?

    Vielen Dank!

     

    ****************************

    @Esi30: Danke, es gibt mir Hoffnung, dass es bei Dir nach 3 Wochen spürbar besser wurde! 3 Wochen nach der ersten Infusion, oder nach der Gesamtmenge? Wie hoch waren da dann Deine Werte?

    Das mit dem Alkohol kann ich gar nicht beantworten, da ich noch nie welchen getrunken habe. Würde vermuten, da wird einem schwindelig? Nein, das ist bei mir nicht der Fall. Ich merke einfach das schnelle Herzklopfen, bin kurzatmig, fühle mich halt, als hätte ich gerade eine sportliche Leistung vollbracht, wenn ich nur die Wäsche aufgehängt habe :P Im Kopf kommt manchmal plötzlich so ein dämmriges, leeres Gefühl dazu, als würde ich irgendwie aus der Welt fallen, ganz schwer zu beschreiben, ich habe dann Angst, bewusstlos zu werden. Schätze, das sind Panikattacken, auch bedingt durch den Sauerstoffmangel im Hirnstoffwechsel. Aber wie gesagt, keine Ahnung, ob man sich betrunken so fühlt ;)

    #468 Antworten
    SIHO-AdminSIHO-Admin
    Verwalter

    Liebe Imanime

    Ich würde auch so vorgehen und nochmals eine Infusion durchführen lassen. Drei Wochen danach würde ich Ferritin und Hb nochmals messen und dann den Gesundheitszustand beurteilen.

    Wir haben noch nie eine nachhaltige Verschlechterung gesehen. Sie können die Erfolgsquoten ansehen auf Eurofer.ch.

    #469 Antworten
    Nadia Coin

    Liebe Imanime

    Nebst den Berechnungen wieviel Eisen in den Infusionen sein sollte fände ich es noch wichtig wenn Sie mit Ihrer Ärztin besprechen/berechnen könnten wieviel Infusionen in welchen Zeitabständen Sie brauchen damit es Ihnen bald wieder besser geht.Und auch wichtig finde Ich zu diskutieren wie hoch der Ferritinwert sein sollte das Sie sich “gesund fühlen können”.

    Ich hoffe das es Ihnen bald besser geht.

    Nadia

    #470 Antworten
    Imanime
    Teilnehmer

    Danke für Ihre Einschätzung, Herr Dr. Schaub, das hilft mir sehr weiter!

    Eine kleine Ergänzungsfrage: leider habe ich jetzt eine leichte Erkältung – darf die Infusion trotzdem durchgeführt werden? Wenn nicht (es steht etwas davon in der Packungsbeilage von Ferinject) – warum nicht? Was kann da passieren?

    #471 Antworten
    SIHO-AdminSIHO-Admin
    Verwalter

    Bei einer Erkältung würde ich die beiden Blutwerte CRP und Leukozyten bestimmen lassen. Bei einem Infekt würde ich warten mit Eiseninfusionen, bis Sie ausgeheilt sind. Insbesondere bei einem bakteriellen Infekt (erhöhte Leukozyten) sind Eiseninfusionen kontraindiziert.

    #500 Antworten
    Imanime
    Teilnehmer

    Danke für die Antwort bzgl. Infekt, habe die Infusion nun verschoben.

    Jetzt habe ich doch eine weitere Frage, ich hoffe, das ist okay. Es gibt so wenige seriöse Informationen im Internet zu diesem Thema, und wie gesagt hat meine Ärztin keine praktische Erfahrung damit.

    Da ich nach der ersten Ferinject-Infusion (500mg in 15min in 100ml NaCl) nach etwa einer Stunde für einige Stunden Herzrasen hatte, wurde mir von einer Arzthelferin geraten, die Infusionsdauer beim nächsten Mal auszudehnen. Nun habe ich aber eben gerade im Internet auf der Seite der Sendung PULS des SRF in einem Expertenchatprotokoll gelesen, dass die Infusionsdauer nur mit Venofer, nicht aber mit Ferinject ausgedehnt werden darf. Was ist denn jetzt richtig bzw. welche Dauer empfehlen Sie für weitere 500mg Ferinject? Vielen Dank!

    #502 Antworten
    SIHO-AdminSIHO-Admin
    Verwalter

    Ich würde 500 mg Ferinject in einer Infusion über eine halbe Stunde geben  lassen.

    #610 Antworten
    Imanime
    Teilnehmer

    Sehr geehrter Herr Dr. Schaub,

    nachdem von der zweiten Ferinject-Infusion leider max. 200mg reingelaufen sind (mehrere Venen geplatzt), war mein HB-Wert vor 2 Wochen dennoch bei 14 (nach insgesamt also etwa 700mg Ferinject, ausgehend von HB 9,9 vor den Infusionen). Für die Ferritinbestimmung war die Infusion noch nicht lange genug her.

    Leider hatte ich dann die echte Grippe und parallel über eine Woche meine Regel. Ich habe also Eisen verloren und konnte praktisch eine Woche nicht essen, also kam kein Eisen rein. Die Blutwerte von gestern sind nun nicht mehr so gut: HB 12,3, Ferritin 312 – vermutlich noch wegen des Infekts erhöht?

    Meine Frage wäre, da der Ferritinwert ja vermutlich nicht realistisch ist: ist es richtig, dass der HB-Wert erst dann sinkt – also von 14 auf 12,3 in meinem Fall – wenn der Ferritinwert schon wieder sehr tief ist? Das würde ja bedeuten, dass durch den Infekt und eine einzige Blutung der ganze Erfolg der Infusionen schon wieder zunichte gemacht ist. Oder kann der HB-Wert auch sinken, obwohl noch ausreichend Ferritin vorhanden ist?

    Die nächste Blutuntersuchung ist Anfang April vorgesehen, bis dahin werde ich versuchen, oral etwas Eisen zuzuführen, um nicht wieder in die Anämie zu geraten.

    Für Ihre Einschätzung wäre ich sehr dankbar.

     

     

    #613 Antworten
    SIHO-AdminSIHO-Admin
    Verwalter

    Liebe Imamime

    Der Hb-Wert kann auch sinken, wenn noch genügend Ferritin vorhanden ist. Man muss beachten, dass die Hb-Messungen bis zu 10% differieren können. Bei den meisten Frauen genügt eine Aufsättigungstherapie für vier bis acht Monate, bevor sie im Rahmen der Erhaltungstherapie wieder Nachschub brauchen.

    Freundliche Grüsse, Beat Schaub

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